Am 18. und 19. Mai 2022 fand in Maienfeld/GR unsere 2-tägige Fachtagung statt. Die VSP wurde im Jahr 1962 mit 27 Polizistinnen aus 14 verschiedenen Polizeikorps der Schweiz gegründet. Zu diesem 60. Jubiläum haben wir entschieden ein grösseres Event durchzuführen. Aktuell können wir über 300 Mitglieder aus 30 diversen Schweizerpolizeikorps zählen. Unsere Vereinigung setzt sich für die Polizistinnen der Schweiz ein und veranstaltet jeweils einmal jährlich eine Fachtagung mit diversen Referaten zu polizeirelevanten Themen. Zugleich findet unsere Generalversammlung statt.
Die zweitägige Fachtagung im Bünderland startete mit der Begrüssung der Präsidentin des VSP, Claudia Grande. Sie hebt hervor, wie erfreulich es ist, dass so viele Polizistinnen und Gäste den Weg nach Maienfeld gefunden haben, um an dieser Tagung teilzunehmen. Weiter erwähnt sie, dass dies der erste Event nach den Coronajahren sei und es schön ist, alle wieder persönlich willkommen zu heissen. Anlässlich der Lokalität begrüsst auch der Kommandant der Kantonspolizei GR, Walter Schlegel, die Besuchenden mit einem Referat. Er bringt den Teilnehmenden die vielfältige Polizeiarbeit im Bergkanton näher. Zudem zeigt er mittels eines Organigramms auf, wie die Kantonspolizei Graubünden aufgebaut ist und setzt dabei den Fokus auf die Frauenquote im Kader, welche ca. 40% beträgt.
„Das Tötungsdelikt“ – ein prägender und lehrreicher Fall für die Polizei
Thomas Kühne, Kantonspolizei GR, berichtet über den Tathergang, sowie die Polizeiarbeit in diesem Fall. Das Referat wird von den Gästen sehr aufmerksam und interessiert mitverfolgt und so ergibt sich anschliessend auch eine angeregte Fragerunde. Eine Thematik die angesprochen wird, ist das Debriefing der Polizistinnen und Polizisten. Die Kantonspolizei GR berichtet, dass es kein offizielles Debriefing bei diesem Fall gab. Sie halten aber fest, dass jedem Mitarbeitenden bei der Polizei Hilfe zur Verfügung steht, wenn dies gewünscht wird. Ergänzend bestätigt Denise Lozza, Vorstandsmitglied VSP und Polizistin bei der Kantonspolizei GR, dass sie hier in den letzten Jahren schon grosse Fortschritte gemacht haben und es auch weiterverfolgt werde.
Beteiligung von Frauen an Friedenseinsätzen und in der Sicherheitspolitik – Fördern von Polizistinnen in UNO-Einsätzen
Das Referat von Raphael Mularoni und Angela Joseph von der Sektion Expertenpool für zivile Friedensförderung (SEF), welche ihren Fokus auf die Arbeit sowie Erfahrung in Auslandseinsätze im Bereich Friedensmission setzen, schliesst den Vormittag ab. Raphael Mularoni konzentriert sich in seinem Beitrag mehrheitlich auf die Ausbildung und den Hintergrund. Er erzählt von dem zweiwöchigen Training, welches vor einem solchen Einsatz absolviert werden muss und die Dauer der Missionen. Nach seinen Informationen nimmt Angela Joseph das Wort und berichtet über ihre eigenen Erfahrungen in Einsätzen im Kosovo, Somalien und einem bevorstehenden in Mali. Die Zuhörenden sind sehr interessiert an ihren Einsätzen. Es kristallisiert sich schnell die Vereinbarkeit und Kontakt mit der Familie bei der Arbeit im Ausland heraus. Die Referentin erklärt, dass in diesen Ländern heutzutage eine gute Internetverbindung bei den Unterkünften bestände und dies gut klappe. Weiter hält sie fest, dass sie bei der ersten Friedensmission einen Aufenthalt von sechs Monaten und nicht direkt von zwei Jahren empfiehlt.
Die Generalversammlung der Vereinigung Schweizer Polizistinnen
Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass wir eine grosse Anzahl an Neumitglieder gewinnen konnten. Der bestehenden Vorstand wurde erneut gewählt und setzt er sich wie folgt zusammen:
- Claudia Grande, Präsidentin
- Sonja Gaxer, Vize-Präsidentin
- Evelin Scheibler, Kassierin
- Denise Lozza, Beisitzerin
- Ingrid Deiss, Sekretärin
Zudem erhält Vanessa Rumpold den Status als Ehrenmitglied bei der VSP.
Moderiertes Podiumsgespräch „Frauenförderung in der Arbeitswelt“
An der moderierten Podiumsdiskussion nehmen Frauen in diversen Positionen teil und sie wird von Thomas Jauch, Leiter Kommunikation bei Schutz und Rettung Bern, moderiert:
- Johanna Bundi Ryser, Präsidentin VSPB
- Jeannine Seitz, Personalverantwortliche Kapo ZG
- Felicitas Gygli, Ehrenmitglied VSP
- Corina Winkler, Adjutantin, Dienstchefin Kommunikation Kapo AG
Bei dem Gespräch kommt schnell die Frage auf, ob es wirklich eine Frauenförderung braucht und nicht mehr der Mensch gefördert werden muss. Es gibt diverse Argumente dafür. Eine ehemalige Polizistin erklärt zum Thema: „Frauenförderung hat früher geheissen, von den Männern akzeptiert zu werden“. Hierbei hält sie aber auch fest, dass sie in ihrem Korps Glück hatte, einen so guten Vorgesetzten zu haben, welcher Frauen und Männer im Polizeiberuf gleichbehandelte. Sie wusste von einigen Polizei-Kolleginnen, welche es zu dieser Zeit nicht so angenehm hatten. Auch eine weitere Teilnehmerin der Podiumsdiskussion, kann von guter Teamdynamik sprechen und weist darauf hin, dass das Miteinander eine sehr zentrale Rolle spielt.
Das Gespräch, wechselt anschliessend in die Thematik Teilzeitarbeiten, Jobsharing, Familie und Führungspositionen bei der Polizei. Diesbezüglich beginnt eine spannende Diskussion unter den Podiumsgästen, sowie im Publikum. Es zeigte sich schnell auf, dass es sich oftmals schwierig gestaltet, eine Führungsposition bei der Polizei mit einem Teilzeitpensum wahrzunehmen. Auch die Präsidentin des VSPB, Johanna Bundi Ryser, ist davon überzeugt.
«Gender und Forensik»
Am zweiten Tag startete Prof. Dr. Jérôme Endrass, Stabchef beim Amt für Justizvollzug, Kanton Zürich, mit dem genannten Thema. Alles hörte begeistert zu. Es war sehr spannend zu verfolgen wie sich Frauen und Männer in der Delikt- und Gewaltbereitschaft unterscheiden und welche Verhalten gleich sind.
Stressprävention und Polizeiarbeit
Im Anschluss begrüssten wir Zumstein Sybille, Qigong Master und Mindfullness Teacher. Sie begleitete uns mit hilfreichen Techniken, um Stress in der Polizeiarbeit zu reduzieren. Mit ein paar einfachen Übungen konnten wir Qigong sogar selber üben. Das ganze Publikum machte motiviert mit und zeigte sich interessiert für diese kräftigen Figuren von dieser chinesischen Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist.
„Trafficking“
Nach der Mittagspause fesselten uns die beiden Referaten Stephan Fuchs und Thomas Roth mit einer Präsentation von ihrer Fachstelle für Opfer von Menschenhandel. Trotz den warmen Temperaturen waren die Teilnehmerinnen gefesselt von ihrer Tätigkeit und den traurigen Geschichten, welche die Opfer erleben müssen.
„143“ nicht einfach eine Telefonnummer
Als letzte Referenten begrüssten wir Basler Sabine und Herren Matthias von der Dargebotene Hand Es ist nicht jedem Schweizer Bürger bewusst, welches Leistungen diese freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Telefon leisten und verzweifelten Menschen wieder ein wenig Hoffnung schenken. Die beiden Referenten konnten die Konzentration der Teilnehmerinnen bis in die letzte Minute auf sich richten, weil das Referat so packend war. Wir schauen auf zwei erfolgreiche Tage zurück und freuen uns heute schon auf ein zahlreiches Erscheinen an der Fachtagung in Winterthur, welche am Mittwoch, 10. Mai 2023 stattfinden wird.